Einen weiten Bereich der dänischen Ostküste, grob von “Århus”, über “Horsens”, “Kolding” bis einschließlich der Halbinsel “Løjt” muss ich im Moment noch unbeachtet lassen. Und zwar deshalb, weil ich diesen Bereich nur von der Durchfahrt auf der Autobahn kenne aber selbst noch keine wirklich mitteilenswerte, touristische Erfahrungen dort sammeln konnte. – Dies nachzuholen aber habe ich mir jedenfalls als Vorhaben auf meine Agenda geschrieben.
Den südlichen Osten, um “Åbenrå”, “Sønderborg” und die Insel “Als” konnte ich hingegen im Rahmen eines Kuraufenthalts in der Nähe wieder näher erkunden.
Von Norden oder Süden anfahrend, über die Autobahn E 45 oder, um gedanklich Jütland weiter im Uhrzeigersinn zu erkunden, aus Nord von “Haderslev”, über die Sekundärstraße 170 kommend, erreicht man ohne Umwege die Kleinstadt
Åbenrå
GPS: 55° 2′ 39.79″ N, 9° 25′ 2.83″ E
“Åbenrå” (deutsch: “Apenrade”) ist eine heimelige Kleinstadt im Süd-Osten Jütlands, am westlichen Ende des gleichnamigen “Åbenrå-Fjords”, (deutsch: “Apenrader Förde”) der Ostsee, südlich des “Kleinen Belts”.
Knapp 16.000 Einwohner zählt die Stadt mit wechselhafter Geschichte heute. Vor allem im 19. Jahrhundert ging es rund um die Stadt hoch her. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen gehörte die Stadt mal zu Preußen, mal zum Deutschen Reich. Seit 1920, nach einer Volksabstimmung gehört das Städtchen also wieder zu Dänemark.
Sehenswert sind vor allem die Seitenstraßen, wie z.B. die “Slotsgade”. Sie weisen eine geschlossene Einheit von Handwerker- und Bürgerhäuser aus. GPS: 55° 2′ 29.42″ N, 9° 25′ 6.18″ E
Typisch ist die einstöckige Bauweise mit zur Straße weisendem Dreiecksgiebel und verglastem Standerker, in dem früher der Handwerker bei der Arbeit von der Straße sichtbar war. Zudem gibt es repräsentativere, zweistöckige Langhäuser
mit Dachgauben. Ein wunderbares Ensemble alter Bürgerhäuser findet man am Vægterpladsen. Als wäre der Platz extra für Maler oder Fotografen angelegt worden.
GPS: 55° 2′ 41.52″ N, 9° 24′ 59.38″ E
Manche Häuser – weiß oder farbig verputzt – weisen kunstvoll verzierte Türen und Portale auf. Darüber oft eine Datierung, die Namen ihrer früheren Bewohner und deutsche oder auch mal lateinische Inschriften auf.
Ich muss zugeben, eine solche Masse wunderschöner, alter Türen durfte ich bislang nur im deutschen Husum bestaunen und fotografieren.
Zentralbau der Stadt ist natürlich wieder eine Kirche und zwar die “Nikolaikirke” aus dem 13. Jahrhundert. Ein etwas merkwürdiges Gebäude, dessen Baustil sich gar nicht wirklich bestimmen lässt. Der langgestreckte Bau ist für eine Stadtkirche recht niedrig und erweckt den Eindruck einer einschiffigen Saalkirche. Durch noch im Mittelalter angebaute Nord- und Südarme wurde der Bau zu einer Kreuzkirche.
Nikolaikirke Åbenrå (Fotoquelle: WikiMedia Commons)
GPS: 55° 2′ 39.79″ N, 9° 25′ 2.83″ E
Einen Turm hat die Nikolaikirche nie besessen. Sie trägt jedoch einen hohen, das Stadtbild beherrschenden Dachreiter über der Vierung. Dieser wurde in den 1960er nach historischen Vorlagen rekonstruiert.
Eine Stadt, die eine “Slotsgade” (Schlossgasse) hat, hat in der Regel auch ein Schloss anzubieten. So auch Åbenrå und zwar das “Schloss Brundland”, das heute ein recht sehenswertes Kunstmuseum beherbergt. Zur Schlossanlage gehört auch eine der ältesten Wassermühlen Dänemarks aus dem 16. Jahrhundert.
(Fotoquelle: WikiMedia Commons)
GPS: 55° 2′ 20.16″ N, 9° 24′ 51.14″ E
Auf dem Wege ansehen:
Schloss Gravenstein – die königliche Sommerresidenz
GPS: 54°55’32.92″N, 9°35’43.45″E
Auch die königliche Familie möchte mal der Großsstadt Kopenhagen entfliehen. Und deshalb migriert sie im Sommer gerne zu ihrer Sommerresidenz, “Schloss Gravenstein” in Gråsten. Sie reist dafür regelmäßig mit der königlischen Yacht “Dannebrog” an. Der ursprüngliche Name des Schlosses war “Grauenstein” und wurde wörtlich ins Dänische übersetzt.
Die barocke Kapelle und der 1700 angelegte, wunderschöne Park des Schlosses, im Stile eines englischen Gartens, können von April bis Oktober besichtigt werden.
Schloss Gravenstein, königliche Sommerresidenz
Sønderborg
Wir nähern uns dem Ende unserer Jütland-Rundreise. Sønderborg, die gar nicht so kleine Stadt nahe der deutschen Grenze, an der Flensburger Förde. Sie hat immerhin über 27.000 Einwohner und gehört nach dänischen Maßstäben schon zu den größeren Kommunen. Wie fast alle Kommunen im deutsch-dänischen Grenzgebiet hat auch Sønderborg eine eine unruhige Vergangenheit. So eroberten die Preußen 1864 die Stadt, gehörte dann einige Jahre zu Preußen und schließlich ab 1871 zum Deutschen Reich und hier zur Provinz Schleswig-Holstein. Sie hat deshalb noch heute viele deutschstämmige Einwohner. Obwohl bei einer Volksabstimmung 1920 über 50% der Stimmberechtigten für den Verbleib der Stadt im Deutschen Reich stimmten, gehört Sønderborg seither wieder zu Dänemark.
Historische Bauwerke kann die Stadt nur wenige aufbieten. Zuviel ging bei einem Dauerbombardement 1864 kaputt und es erfolgten hernach Abrisse im großen Stil. Dennoch ist die Altstadt bemerkenswert und bietet vor allem in den Nebenstraßen einige geschlossene Ensembles, vor allem zwischen Rathaus und
Schloss sowie in der Kirchenstraße. Und ich fand auch die Hafenpromenade, an der Sønder-Havnegade (GPS: 54°54’33.53″N, 9°47’7.95″E) recht beeindruckend, welche man am besten von der “König-Christian-X.-Brücke” (GPS: 54°54’39.30″N, 9°46’57.76″E) über den Als-Sund aus überblicken kann. Südlich von der Brücke kann man auch das “Sønderborg Slot” schön überblicken, welches am Ende der “Sønderborgs Havnegade liegt.
Sønderborg Slot (WikiMedia Commons)
(GPS: 54°54’24.64″N, 9°47’5.19″E)
Mit der Überquerung des Als-Sunds ist es auch schon erwähnt: Wir haben Jütland verlassen und befinden uns inzwischen auf der Insel Als, welche durch den Als-Sund von Jütland getrennt ist. Doch für Als wird es einen eigenen Beitrag geben. Damit endet vorläufig unsere Rundreise durch Jütland im Uhrzeigersinn. Sicher werden nach und nach weitere Sehenswürdigkeiten den Jütland-Beiträgen hinzugefügt.
Kurt O. Wörl